Die Manuelle Lymphdrainage und ihre Anwendung:
Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) gehört in den Kreis der physikalischen Therapien und behandelt Ödeme, Stauungen und Schwellungen im Gewebe und den damit verbundenen Beschwerden.

Das Anwendungsgebiet der Lymphdrainage ist sehr vielfältig und umfasst die Ödem- und Entstauungstherapie von geschwollenen Körperregionen bei vermehrter Neigung zu Schwellungen bei gewissen Krankheiten oder nach Unfällen und Operationen (Beine, Bauchregion, Arme und Gesicht), sie wird jedoch auch gerne angewendet zur Entspannung im Rahmen einer Gesichts-Lymphdrainagebehandlung . Durch die Manuelle Lymphdrainage ist es möglich in kurzer Zeit sehr gute und rasch sichtbare Ergebnisse zu erzielen.

Beschreibung der Therapieform und des Therapieablaufs:
Die Therapieform basiert auf dem Wirkungsprinzip des Lymphgefässsystems und beginnt daher immer oberhalb der beiden Schlüsselbeine, um den Übertritt der Lymphe vom Lymphgefässsystem in den Blutkreislauf anzuregen. Von dort ausgehend wird dann die Behandlung des betreffenden Körperteils aufgebaut. Wir arbeiten dabei mit weichen, kreisenden Grifftechniken und sogenannten Pumptechniken, welche direkt auf der Haut ausgeführt werden gemäss einem vorgegebenen Ablauf. Die Behandlung ist sehr angenehm und schmerzfrei.

Je nach Fall ist es sinnvoll und hilfreich vor Beginn der Behandlung, im Rahmen unserer Befundaufnahme, Umfangmessungen und Fotodokumentationen der betreffenden Region zu machen, um den Verlauf und den Fortschritt besser verfolgen zu können.

Therapieverlauf:
Der Behandlungsintervall und die Anzah derl erforderlichen Behandlungen richten sich nach der Indikation und werden persönlich mit dem Therapeuten festgelegt.

 


 

Gerne gehen wir jetzt nachfolgend für Interessierte noch detaillierter auf die einzelnen Formen der Lymphödeme ein, sowie auf Wirkungsweise der Manuellen Lymphdrainage und der komplexen physikalischen Entstauungstherapie.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Lymphödemen, das primäre Lymphödem und das sekundäre Lymphödem. Eine weitere, etwas andere Form, ist das Lipödem (auch Reiterhosensyndrom genannt).

Das primäre Lymphödem
Beim primären Lymphödem handelt es sich um eine angeborene und chronische Schädigung des Lymphsystems mit Transportstörung der Lymphe aus dem Gewebe. Oftmals manifestiert sich dies erst in späteren Lebensjahren.

Das sekundäre Lymphödem
Beim sekundären Lymphödem ist die Schädigung des Lymphsystems erworben, zum Beispiel durch Krankheiten oder Verletzungen. Die Ursachen für das sekundäre Lymphödem sind daher sehr vielfältig.
Grundsätzlich können jegliche Arten von Verletzungen sowie Narben zu einem Lymphödem führen. Sehr häufig jedoch können eine Operation oder auch Bestrahlungen die auslösende Ursache sein. Gerade nach Krebsoperationen mit Lymphknotenentfernung tritt oft ein sekundäres Lymphödem auf. Bei Brustkrebs ist dabei oftmals der Arm betroffen, bei Unterleibsoperationen die Beine. Auch Jahre nach einer solchen Operation kann es als Spätfolge noch zu einem Lymphödem kommen.

Das Lipödem (Reiterhosensyndrom)
Das Lipödem ist eine atypische und symmetrische Vermehrung von Fettgewebe vor allem seitlich an den Hüften und Oberschenkeln, seltener an den Oberarmen. Das Gewebe ist sehr schmerz- und druckempfindlich und neigt zu Hämatomen (blauen Flecken). Es tritt fast ausschliesslich bei Frauen auf, oftmals nach der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder in der Menopause und entsteht durch eine wahrscheinlich hormonbedingte, krankhafte Veränderung der Fettzellen. Das krankhaft veränderte Fettgewebe neigt, durch die schlechte Kapillarfunktion, zur vermehrten Wassereinlagerung verbunden mit Spannungsgefühl und Druckschmerzen. Durch die schlechte Versorgung dieses Gewebes kann es im weiteren Verlauf auch zu Hautveränderungen kommen; im Stadium I zu der sogenannten Orangenhaut und in den Stadien II und III zu grösseren Dellen, Hautlappen oder Hautwülsten.
Therapeutisch hilft u.a. die regelmässige manuelle Lymphdrainage, das konsequente Tragen von Kompressionsstrumpfhosen, eine Gewichtsnormalisierung sofern möglich. Gerade im Anfangsstadium hilft die Manuelle Lymphdrainage die Wassereinlagerung im Gewebe zu reduzieren und somit auch das Spannungsgefühl und das Hautbild zu verbessern.

Die komplexe physikalische Entstauungstherapie:
Unsere Ausbildung umfasst auch die Behandlung von Ödemen nach Lymphknotenentfernungen (z.B. nach Krebsoperationen oder   in Verbindung mit einer erblich bedingten Lymphknotenentfernung). In diesem Fall ist die Manuelle Lymphdrainage als Behandlung nicht ausreichend und es bedarf einer umfassenden Therapie mit, je nach Bedarf, anderem Aufbau der Manuellen Lymphdrainage in Kombination mit Kompressionsbandagen. In diesem Fall spricht man von der komplexen physikalischen Entstauungstherapie.

Das Lymphgefässsystem und deren Funktion:
Um die Therapieform und Wirkung der Manuellen Lymphdrainage besser zu verstehen, machen wir einen kurzen Ausflug in die Anatomie des Lymphgefässsystems. Parallel zu unserem Blutgefässsystem haben wir das Lymphgefässsystem, welches für den Abtransport der sich im Gewebe befindlichen Flüssigkeit (Lymphe), einschliesslich geringer Mengen von Eiweiss und sogenannten „Abfallstoffen“ im Gewebe, zuständig ist. Die Lymphgefässe enden blind im Gewebe und transportieren die Lymphe angefangen über die kleinen Lymphkapillaren über die grösseren Lymphgefässe und Lymphsammelstämme mittels eines Saug- und Pumpsystems bis zu dem herznahen Venenwinkel (oberhalb des Schlüsselbeines), wo die Lymphe schlussendlich in den Blutkreislauf mündet. In das Lymphgefässsystem zwischengeschaltet sind die Lymphknoten, welche die Aufgabe haben die Lymphe von den „Abfallstoffen“ zu reinigen und zu  „entgiften“. Die gereinigte Lymphe, die im Blutkreislauf angelangt ist, wird dann über die Nieren gefiltert und ausgeschieden.

Wichtig dabei ist, dass durch die Manuelle Lymphdrainage das im Gewebe liegengebliebene Eiweiss mit abtransportiert wird und dadurch die Ödembildung bleibend reduziert werden kann. Dies ist vor allem nach Operationen und Verletzungen ein grosser und wichtiger Teil der Behandlung.